13. Oktober 2023

24. Haspa Hamburg Marathon – Oder aller Anstrengenden Dinge sind Drei.

Von Sven

Achtungzwanzigster April 2019. Zeit für meinen dritten Marathon.

Die Vorbereitung lief durchwachsen. Zwei mal in meinem 12 Wochenplan wurde ich krank. So hatte ich die erste Erkältung vor dem Trainingsplan. Damit war meine erste Trainingswoche erledigt. Die zweite Erkältung ereilte mich dann 4 Wochen vor dem Marathon. Dies hat leider zur Folge das ich meinen Test-Halbmarthon und einen weiteren 30km Lauf streichen musste.

Hier steht mein Name

Aber, was solls. Alles vergessen, wenn man am Start steht.  Und da stand ich nun. Das Wetter. Norddeutsch. 8 Grad. Dauerregen.

Wie war das noch mal mit alles vergessen wenn man am Start steht?

Also, rumfluchen, Regenjacke anziehen und in die Schlange am Start stellen!

Zur Startaufstellung kam ich relativ spät, so wie fast immer. Wozu auch, soll ich ewig im Regen warten bis es los geht 😉 ?

Bis zur Halbmarathon Distanz verlief alles weitgehen nach Plan.

Los ging es ziemlich locker. Ein gelegentlicher Blick auf die Uhr um nicht so schnell los zulaufen. Und dann aufs eigentliche Lauftempo von 6:30/km einpendeln. Dazu waren 5km in 32:30min zu laufen.

Waren die ersten 5km noch 34s zu langsam, wurde ich schneller. Die zweiten 5km lief ich in 32:02min.

Den dritten Block lief ich in fast perfekten 32:26min. Die 20km voll machte ich mit 32:15min. Lief sich gut an, war aber schon anstrengender als es sein sollte.

Nach rund der Hälfte der Strecke hörte es endlich auf zu regnen. Bald war der Punkt erreicht wo ich Feli und Michi an der Strecke stehen wollten. Dort könnte ich meine nassen Sachen los werden. Besprochen war meine lange nasse Laufhose und die Schuhe zu wechseln. Doch wo waren die beiden. Den genauen Punkte hatten wir nicht besprochen und so suchten meine Augen die Zuschauer in der Hoffnung sie zu sehen. Hatte ich beide vielleicht verpasst? Bei km 25 war es soweit, ich konnte sie sehen. Endlich!

Es war aber schön die beiden zu sehen und es gab mir neue Kraft. Kurzfristig entschloss ich mich dazu nicht anzuhalten und nur die Jacke, die Mütze und meine Armlinge zu übergeben. Einfach weiter laufen, ohne stehen zu bleiben. Nur nicht stehen bleiben.

Ich hätte die lange Laufhose gerne auch ausgezogen (ich hatte ja eine kurze Laufhose ja darunter 😉 ) da diese schwer war und mich beim Lauf behinderte. Aber immerhin konnte ich einen guten Teil der nassen Sachen abgeben. Weg ist weg.

Weg mit den nassen Laufsachen

Das Tempo wurde etwas langsamer und ich merkte die steigende Anstrengung. Die Durchgangszeit war auf den letzten 5km zum ersten Mal über 33 Minunten (33:15min).

Die Anstrengung stieg weiter und von meiner Wunsch-Pace 6:30/km durfte ich mich verabschieden. Die nächsten 5km benötigte ich 33:23min (Pace 6:41/km). Wieder 3s pro Kilometer langsamer geworden.

In der Zwischenzeit musste ich mental immer mehr an mir arbeiten. Weiter Laufen, Nicht stehen bleiben, nicht aufgeben. Die Ziele wurden kleiner gesteckt. Wer will schon 42km laufen? Da vorne ist schon km 27 und was kommt danach?

Und bis zu den 30km ist es auch nicht mehr weit. Und wenn du die 30km hast hast du auch fast schon die 40km und bist bald im Ziel.

So oder so ähnliche Gedanken gingen mir durch den Kopf um mich dazu zu bringen weiter einen Fuss vor den anderen zu setzen.

Ab Kilometer 30 wurde dann richtig hard. Jeder Schritt tat weh und mit jedem Kilometer wurde es schlimmer. Mein Kopfkino wurde immer Meinungs stärker. Warum machst du das überhaupt? Und dann noch bei so einem Wetter. Geh ins Hotel und nimm ein heißes Bad, lass es dir gut gehen. Geniese Hamburg!

Es war Zeit die Ziele wieder kleiner zu setzen! Und das machte ich. Meine beiden Supporterinnen wollten noch mal an der Strecke stehen. Lauf zumindest bis dort hin. Beiss dich noch durch, nur noch bis km 35 durchhalten. Du schaffst das.

Also, biss ich auf die Zähne, und quälte mich weiter. Jetzt aufgeben, nach fast 35km kam nicht in Frage. Dann kam Kilometer 33, 34 und dann 35 (5k 33:32min). Meine Augen suchten die Zuschauer ab. Dann kam Kilometer 36. Nichts. Kilometer 37. Wo sind die beiden? Egal, lauf weiter, das Ziel ist nicht mehr weit. Du schaffst das!

Und dann hörte ich die beiden. Anfeuerung. Lauf Sven … du packst das … es ist nicht mehr weit ….

So schnell wie sie da waren, waren sie auch wieder weg. Ich fühlte mich besser, es gab mir den Kick mich auf das nächste große Ziel zu konzentrieren. Die 40km Marke. Wenn du die erreicht hast, dann bist du im Ziel. Dann ist der Rest ein Klacks.

Der Energieboost war leider schnell wieder weg. Auch weil die ein oder andere Steigung kam. Steigungen über die man sonst im Training nicht groß nachdenkt. Kräftezährend lief ich weiter am Limit. Blöder Berg bestimmt mit so großer Steigung wie ein Alpengipfel). Nur noch mit 6:45/km, aber so schnell es ging.

Kilometer 40. Ja! Das hat weitere Energie frei gesetzt. Die letzten vollen 5km geschafft. Wieder einen Tick langsamer (34:15min), aber wen interessiert jetzt noch die Zeit.

Der Veranstalter hat sich gegen Ende noch mal eine nette Steigung ausgedacht. Störte mich nicht. Es tat weh, aber das Ziel war nah. Bald bin ich im Ziel und eine neue Bestzeit und 4:40h wird es auch!

Bei Kilometer 41 die letzte rechts Kurve. Endlich ging es in Richtung Fernsehturm. Gleich bin ich da. Nur noch den roten Teppich und es ist geschafft.

Gleich hat es ein Ende. (200m bis ins Ziel)

Ein kurzer Zielsprint nach 42km und es ist geschafft. ENDLICH!

Im Ziel weiß ich nicht wie mir so recht geschah. In erster Line war ich froh das die Tortur ein Ende genommen hat. So sind auch ein paar Tränen geflossen, und des waren ganz sicher keiner Freudestränen. Geschafft! Und überlebt. Das härteste Rennen meines Lebens. Die letzten 2,15km dauerten ewige 14:10min (Pace 6:35/km)

Wer mir nicht glaubt kann gerne sich die Marathon Fotos anschauen dort sieht man deutlich auf allen Fotos mit rotem Shirt wie sehr es mich schafft.

Insgesamt war ich froh nicht noch Krämpfe bekommen zu haben. Nach etwa 30km find es leicht an, und auf den lezten Kilometer wurden die Anzeichen einen Wadenkrampf zu bekommen größer. Aber es ging zum Glück gut.

Definitiv geholfen hat mir heute, dass ich am Ende meiner langen Läufe oft noch ein paar Extrahöhenmeter eingebaut hatte. Und selbst wenn die Beine schwer waren, qäulte ich mich dort noch einen extra Hügel hoch.

Alles in allem bin so stolz auf mich wie noch nie in meinem Leben. Ich habe mich gequält lange 2,5 Stunden. Ich habe gebissen und es durchgezogen.

Für meinen nächsten Marathon in New York nehme ich mir in jedem Fall besser durchzukommen als in Hamburg.

Ergebnis

  • Lauf: Hamburg Marathon 4:38:53 (PB)
  • Länge: 42,195km
  • Plazierung: M45 1088, M 6779, Gesamt 8508
  • VO2max: 32,13
  • Zeit (netto): 4:38:53 (h:mm:ss)
  • Pace: 6:33/km
  • Renneinteilung:
    • 0-21.1 km: 2:17:10
    • 21.1 – 42.195 km: 2:21:29
    • kein negativ Split 🙁 ), aber nicht eingebrochen trotz brutalem Rennen

Bewertung

  • Laufumgebung: Tour durch Hamburg, Highlight war die Alster (3/5)
  • Veranstaltung: Sehr groß, insgesamt etwas mehr als 10000 Teilnehmer am Marathon.
  • Versorgung während dem Lauf: Wasser, Iso, Cola, RedBull, Gel, Banannen und Iso  (4/5)
  • Atmosphäre: Jedem an der an der Strecke bei 8 Grad und Regen kann man nicht genug für die Unterstützung danken. Unglaublich.  Durchschnittlich Anzahl an Bands. (4/5)
  • Versorgung nach dem Lauf: Wasser, Iso, Äpfel, Bananen, Kuchen, alkoholfreies Bier  (3/5)
  • Strecke: Laufstrecke war in Ordnung. Eklige Steigung am Schluss.  (3/5)
  • Wetter: (2/5)
    • 8 Grad
    • Regen
    • Wetter wie es ein Fisch mag und Sven nicht. Schlimmer wären 30 Grad Plus oder Minusgrade.
  • Medaille: Insgesamt etwas lieblos. Finde ich eher langweilig. Für einen Marathon hätte ich mehr erwartet. Gleiche Medailie wie für den Halbmarathon, allerdings mit der Distanz auf dem Band. (2/5)